| Das Sammeln von Essbaren gehört bestimmt zu den ältesten Tätigkeiten der Menschheit. Wie alle ursprünglichen Dinge, die heutzutage nur noch wenige Menschen viel zu selten betreiben, hat es eine beruhigende und gleichzeitig zu ungewöhnlichen Gedanken anregende Wirkung. |
Jedes Jahr fängt es mit den Blaubeeren an, die als erste ab Juni reif sind. Ich glaube, ich sammle die Blaubeeren auch am liebsten. Sie schmecken mir am besten und man muss sie nicht gerade suchen wie etwa Pilze. Man braucht nur eine gute Stelle zu kennen, an der sie sonnig und gut behangen stehen. Sie piksen und kratzen nicht, lediglich die Finger sind für einige Tage verfärbt, nachdem man sich dem Sammelvergnügen hingegeben hat. Ein wenig muss man auf seine Kleidung achtgeben oder aber alte Sachen anziehen. Eventuell muss man sich vor Insekten und Zecken schützen. Die Tücke liegt bei den Blaubeeren in der Menge! Um eine lohnenswerte Portion zusammenzubekommen, muss man schon einige Geduld aufbringen und sich auf eine Vorgehensweise festlegen. Der besonnene Sammler wählt einen gut bestückten Busch und erntet diesen gründlich ab um sich dann dem nächsten zu widmen. Diese innere Ruhe fehlt oftmals – die „Abgraser“ unter den Sammlern zieht es von Strauch zu Strauch, sie schaffen kaum eine Beere zu pflücken, ohne schon wieder eine bessere Stelle entdeckt zu haben. Schwierig auch die Entscheidung, ob man sich die Zeit nimmt eine Pflanze mit wenigen dicken Beeren zu suchen, damit sich der Sammelbehälter schneller füllt, oder aber sich mit den vielen kleinen Beeren zufrieden gibt, nach denen man nicht lange Ausschau halten muss. Entscheidend ist dabei auch die Technik: Beidhändiges Pflücken ist hilfreich, um schnell viele kleine Beeren zu ernten, doch meist kann man sich nicht so gut auf beide Hände konzentrieren und es fallen Beeren herunter oder werden zerquetscht und viele kleine Blätter geraten in den Sammelbehälter. Oft wäre es dann doch klüger gewesen, eine Hand im Blick zu behalten und mit der anderen das Eimerchen direkt darunter zu halten... Diese und andere Gedanken gingen mir bei meinem letzten Blaubeer-Beutezug durch den Kopf. Und da drängte sich natürlich der Vergleich des Sammelstils mit dem Charakter des Sammlers auf! Ich jedenfalls habe mich an diesem Tag für die besonnene, einhändige und alle Beeren pflückende Methode entschieden und fühlte mich nach einer Stunde entspannt und ausgeglichen. Mein Eimerchen war auch voll... |